Wir möchten uns bedanken!

Wir finden es toll, dass unsere Fahrschüler auch nach der Ausbildung uns noch die Treue halten und uns daran teilhaben lassen, wie es bei ihnen weiter gegangen ist. Vielen Dank für die tollen Geschichten.

Egal ob alt, neu, verbeult oder verrostet – einfach eine Geschichte zum ersten Pkw schreiben, an uns schicken und wir veröffentlichen das hier sehr gerne.

Alle guten Dinge sind drei

Opel Astra, Baujahr 2000

von Sonja Gierlichs

»Auch ich wollte mal Anfang der Schlange sein«, Zitat von Henriette oder Zitat meines Papas: »Ich hätte nie gedacht, dass mein Auto von einem dreißig Jahre alten, klapprigen und auch noch babyblauen Renault überholt wird«.

Mein Anfangsziel, als ich mit dem Führerschein begonnen habe, war: Diesen so schnell wie möglich und mit weniger Fahrstunden als mein großer Bruder zu machen.

Zweites Ziel: Als ich von meinem Papa eine Postkarte erhielt, auf der eine Frau nicht aus der Parklücke kam, wollte ich ›Die perfekte Parkerin‹ werden. Also anfangs war das auch echt kein Problem – so mit Claudias Hilfe. Ich konnte auch anderen Führerscheinbesitzern erklären, wie man perfekt einparkt. Oft ist die Theorie doch anders als die Praxis. Wie soll ich sagen, machen wir es kurz: Ich brauch auch schon mal zwei Parklücken, in die ich schief und quer einparke. Ich meine, rein kommt man immer irgendwie, ein bissel rechts gedrückt, ein bissel links gedrückt, aber ich stehe drin. Das Ausparken war dann auch so eine Sache. Nach gefühlten tausend Versuchen aus einer dieser Lücken heraus zu kommen, gab ich mich auch schon einmal geschlagen und musste kleinlaut jemanden bitten, mich herauszuwinken. Aber was soll´s – dachte ich, ich bin ja BLOND.

Drittes Ziel: Meine Prüfung freitags bestehen und samstags siebenhundert Kilometer ab nach Italien fahren. Nach einem etwas holprigen Prüfungsstart, aber mit viel Spaß und »Nebel im Kopf?« – wie mein Prüfer mich fragte oder: »Ob ich meinen Kopf nicht mal lüften wolle?« und einem plötzlichen Lachanfall Claudias, während der Prüfungsfahrt – bin ich natürlich gefahren wie eine Eins.

Bestanden!

Noch am selben Tag holte mich mein Papa mit seinem Auto zu Hause ab. Ich wollte ihm unbedingt zeigen, dass ich ganz groß im Autofahren bin. Nur vergaß ich – vielleicht ignorierte ich es auch – dass die Fahrbahn völlig vereist war. Ich war aus zwei Gründen leicht erstaunt: Erstens, der Abbiegevorgang hat perfekt funktioniert. Zweitens: Naja, wie soll man sagen, einmal eine Hundertachtziggraddrehung und die Bremsen greifen nicht. Ne, eigentlich waren es drei Gründe. Der Dritte – der Versuch einzuparken – diesmal mit nur zwei Korrekturzügen, ich brauchte einen halben weniger als bei der Prüfung.

Am nächsten Morgen setzte ich dann gleich meinen Plan, nach Italien zu fahren, in die Tat um. Siebenhundert Kilometer sind schon ganz schön anstrengend und lang, aber deswegen das Lenkrad aus der Hand geben? NIEMALS! Am liebsten hätte ich bei dem Ding geschlafen. Das wäre ja auch nicht das erste Mal, dass ich fast ein Lenkrad ohne Auto in den Händen hielt. Ich zitiere Claudia (erste Fahrstunde): »Und jetzt stellst du dir das Lenkrad ein.« Knacks – krach – quietsch – äh, irgendwie ließ sich das dann nicht MEHR einstellen. Ich hatte den Hebel für die Lenkradeinstellung abgerissen …

Es wäre ja langweilig gewesen, wenn ich die Strecke nach Italien nicht alleine gefahren wäre (auch der Serpentinen wegen – sehr enge Kurven, schmale Straßen, rechts geht es senkrecht Berg nach unten). Vielleicht kommt es daher, dass ich mittlerweile so oft in die Spiegel schaue. Aber zu sehen, wie die Schlange hinter mir immer länger wird, war ein Genuss. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich es nicht spannend fand. Das Einzige, was ich bis heute nicht verstehe, sind diese leicht angesäuerten Gesichter der Fahrer hinter mir. Verstehe ich einfach nicht, ich bin super gefahren: schön langsam in die Kurve, nicht über die Linie gefahren, nur in meiner Spur geblieben und so, dass mich keiner überholen konnte.

Fazit nach meinen ersten gefahrenen Kilometern nach bestandener Fahrprüfung:

Erste Feststellung:
Auch bei meinem Auto – der dritte Gang ist nicht der Erste.

Zweite Feststellung:
Immer auf der richtigen Seite an die Zapfsäule an der Tankstelle ranfahren. Beim Fahrschulauto war es doch rechts? Bei meinem ersten Tankversuch gab es die eine oder andere Komplikation. Mein Auto stand auf der falschen Seite, der Versuch zu tanken scheiterte und auch nachdem ich sehr liebevoll an dem Schlauch zog, kam ich nicht zum Ziel. Nachdem ich völlig verzweifelt gewirkt haben musste, wies mich endlich jemand freundlich darauf hin, doch einen Meter vorzufahren.

Dritte Feststellung:
Der Blick in den Spiegel und über die Schulter ist nicht nur wichtig beim Ballett. Nein: auch beim Autofahren!

An dieser Stelle noch mal ganz lieben Dank für die tolle und witzige Ausbildungszeit.

Wo willst du hin?