Tipps und Tricks von Claudia Klame

 

 

Ein wichtiges Ziel der Ausbildung in unserer Fahrschule ist das sichere und unfallfreie Fahren. Das ist deshalb so wichtig, da der Anteil der verunglückten Jugendlichen (18–24-jährigen) im Staßenverkehr – im Vergleich mit ihrem Anteil an der Gesamtvevölkerung – immer noch sehr hoch ist:

  • Anteil an der Gesamtbevölkerung 7,7% 7,7%
  • Anteil an den Verunglückten 14% 14%
  • Anteil an den Schwerverletzten 15,1% 15,1%
  • Anteil an tödlich Verunglückten 13,7% 13,7%
Quelle: DESTATIS 2015

 

 

Tipps zur Fahrprüfung Klasse B

 

Ich denke gerade daran, wie ich das Autofahren gelernt habe – an meine erste Fahrstunde, wie aufregend und wie schön diese Fahrt war. Aber ich erinnere mich auch an die Arbeit, die Herausforderung auf so Vieles gleichzeitig achten zu müssen: schauen, blinken, bremsen, schalten, kuppeln, Vorfahrt beachten, andere Verkehrsteilnehmer im Auge behalten … »Schulterblick!« – ein Standardausruf meines Fahrlehrers in den ersten Fahrstunden.

Der Moment, in dem ich spürte, wie es ist, wenn alles scheinbar automatisch abläuft, als ich mich sicher fühlte; mein Fahrlehrer die Sonderfahrten schulte und ich mir nicht mehr vorstellen konnte, jemals einen Pkw ohne einen vorhandenen Rückspiegel zu steuern – dieser Moment kam über Nacht. Anders kann ich es nicht beschreiben. Jetzt musste ich nur noch die praktische Fahrprüfung absolvieren. »Geschafft!«

Aufregung und Routine

Einfach die Anspannung während der Fahrausbildung oder Prüfung genießen! Denn hat man erst einmal die erstrebenswerte Phase der Routine erreicht, dann ist es vorbei mit der »Aufregung« – dem Gefühl des gefährlichen Abenteuers weicht das der Gewohnheit. Denn alles was ich beherrsche ist einfach! Das ist das Ziel, denn es trägt zur allgemeinen Verkehrssicherheit bei.

Was ist ein guter Autofahrer?

Ein guter Autofahrer zeichnet sich zweifellos dadurch aus, dass er sich nicht mehr zumutet, als für ihn möglich ist. Wer zum Beispiel nicht gerne ins Parkhaus fährt – der lässt es eben. Das ist gut. Aber Wenigen ist bekannt, dass Fahrer, die das Einfahren in Parkhäuser vermeiden, viel zu schnell fahren und aufgrund der Enge in diesem Raum Stress entwickeln – die eigentliche Ursache für dieses Gefühl ist das viel zu schnelle Fahren.

Mein Tipp: Ruhig mal wieder ein Parkhaus benutzen, aber mit Schrittgeschwindigkeit (Standgas) rollen, oft ist es auch nötig beim Abbiegen, bergauf oder beim Parken schleifend zu fahren.

Beim Fahren lernen ist es untypisch, die Leistung des Schülers mit gut oder schlecht zu bewerten. Es gibt nicht den typischen Ausbildungsweg, genauso wenig den typischen Fahrschüler. Um das Fahren schnell zu lernen, hilft es das Gelernte präzise umzusetzen. Zu versuchen die physikalischen Gegebenheiten beim Fahren zu verstehen ermöglicht es, im öffentlichen Straßenverkehr Unfälle zu vermeiden. Und technisch richtig fahren, wie die Rennfahrer (nur nicht so schnell!), garantiert es, dem Fahranfänger ein richtig guter Autofahrer zu werden.

Fahren auf Autopilot

Nicht nur viel Übung, sondern auch Fahrerfahrung benötige ich, um auf Autopilot schalten zu können. Fahrerfahrung zu entwickeln bedeutet, sich im öffentlichen Straßenverkehr immer wieder mit neuen Situationen auseinanderzusetzen, um dann im Wiederholungsfall auf seine Intuition zurückgreifen zu können. Ein Prozess der nicht von jetzt auf gleich, sondern eher mit fließendem Übergang und viel Training stattfindet.

Keine Angst vorm Gas

Der Hauptgrund, warum Fahrschülern am Anfang der Ausbildung das Auto häufig in der Anfahrphase ausgeht: Fehlendes Gas! Immer mit leichtem Gas anfahren und der Vorgang wird rund. Wenn das Fahrzeug zuckt und springt, dann fehlt immer etwas Gas. Nur Mut und gefühlvoll Gas geben und die Kupplung langsam loslassen. Aber gerade über diesen Vorgang könnte man stundenlang philosophieren und deshalb: Viel Spaß bei der praktischen Fahrausbildung.

Sitzen ist nicht gesund

Wer ein Auto lenkt muss sitzen. Das ist (noch) nicht zu vermeiden. Und wer eine sitzende und damit eine bewegungsarme Tätigkeit durchführt, sollte darüber nachdenken, mit welcher Sportart der Rücken gestärkt werden kann, um Verspannungen der Muskulatur und Rückenbeschwerden vorzubeugen.

Geeignete Sportarten: Tanzen, Wandern, Laufen, Radfahren, Schwimmen Rückenfeindlich sind: Kampfsportarten, Golf, Tennis, Segeln, Badminton, Squash … um nur einige Sportarten zu nennen.

Ergonomie – die Wissenschaft von der menschlichen Arbeit – eins von vielen interessanten Themen und diese erwarten alle angehenden Berufskraftfahrer, die in unserer Fahrschule an einer Beschleunigten Grundqualifikation teilnehmen.

Kochrezepte

Das Erlernen der komplexen Abläufe beim Fahren könnte man vergleichen mit Kochen nach einem Kochrezept. Nur mit dem Unterschied, dass es sinnvoll ist, nach dem »Kochen« noch einmal aufzuschreiben, wie man die Speise zubereitet hat. Also ruhig mal nach der Fahrstunde ein paar Notizen über die Fahrabläufe machen, ihr werdet staunen!

Fahrabläufe aufschreiben
Das Aufschreiben von Fahrabläufen hat für die meisten Schüler einen enormen Lerneffekt und spätestens, wenn eine Korrektur vom Fahrlehrer erfolgt, sollten die Vorgänge auswendig gelernt werden. Feste gedankliche Abläufe sind für Fahrschüler am Anfang der Ausbildung wichtig. Der Lernprozess kann beschleunigt werden – denn einer praktischen Tätigkeit geht immer eine Geistige voraus.

Hausaufgaben
Sich mit dem Gelernten auseinanderzusetzen, ist in den ersten Stunden sehr wichtig. Es ist von Vorteil nach der Fahrstunde die Fahrabläufe zu verinnerlichen und zu akzeptieren, dass die Prozesse weitestgehend rational ablaufen (müssen!) und dass automatisiertes Fahren erst nach viel Übung möglich ist. Auch wenn ihr in dieser Zeit oft von routinierten Autofahrern hören werdet: »Das geht alles automatisch.« – gelassen bleiben, nicht unter Druck setzen lassen.

Sehen und gesehen werden

Die Augen eines erfahrenen Kraftfahrers sind permanent in Bewegung; die Umgebung wird gescannt, das Umfeld geprüft, Situationen werden beurteilt und ins Visier genommen. Allerdings birgt eine längere Konzentration auf ein Objekt oder eine komplexe Situation im Straßenverkehr auch Risiken. Ist der Blick fest fixiert, zum Beispiel auf ein entgegenkommendes Fahrzeug, könnten Radfahrer oder Fußgänger im seitlichen Nahebereich übersehen werden.

Auch bei unklaren Verkehrslagen oder längeren Wartezeiten an Kreuzungen (die nicht nur etwas mit der Vorfahrtslage, sondern auch mit dem Verkehrsaufkommen zu tun haben), fällt es Fahrschülern oft schwer, Geduld zu proben. Es ist wichtig in diesen Momenten den Blick dem gesamten Kreuzungsbereich zu widmen, nicht nur der »störendenden« Situation; den Blick im Wechsel in jede Richtung lenken und erneut die bevorrechtigten Bereiche überprüfen! Ein »in die Kreuzung einfahren« darf nur erfolgen, wenn die Fahrt ungehindert möglich ist und keine vorfahrtsberechtigten Verkehrsteilnehmer gefährdet werden.

Die Vorfahrtsregeln kennen und erkennen! Im Zweifelsfall gilt DIE GRUNDREGEL § 1 StVO – bei unklarer Verkehrslage erst fahren, wenn niemand gefährdet werden kann. Den sogenannten Blindflug vermeiden; also nicht fokussieren! Wer länger als drei Sekunden eine unklare Situation beobachtet, sollte sich zwingen die Augen regelmäßig in die Richtung des gesamten Verkehrsraums zu lenken, dies verhindert Fehlent­scheidungen, die oft mit einer verän­derten Verkehrssituation einhergehen. Alternativen und Optionen suchen und zwischendurch in die Rückspiegel schauen. Nach einer Reaktion (Augen­bewegung) kann eine ange­messene Aktion erfolgen – erst hin­schauen, Augen bewegen, sicher sein, erst dann losfahren! Nicht vergessen: Das Bild was Netzhaut und Hornhaut auf dem Inneren unseres Auges entwerfen, muss dann noch vom Sehnerv an das Gehirn weitergeleitet werden und Ihr erinnert Euch: Schrecksekunde! – so lange dauert es, bis nach Eurer Reaktion eine Aktion folgen kann. Also, bleibt ruhig je komplexer die Situation ist und nutzt die Pausen, die an Kreuzungen und Einmün­dungen entstehen können.

Claudia Klame ist Inhaberin von Fahrschule Klame und Fahrlererin seit fünfundzwanzig Jahren.