Jana, unsere ehemalige Fahrschülerin erzählt von ihrer Ausbildung und beweist: »Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.« Ich zitiere Albert Einstein. Fantasie führt also garantiert zum Erfolg.
Jana begann ihre Ausbildung am Jahresanfang und gekoppelt mit all den schulischen Verpflichtungen absolvierte sie innerhalb kürzester Zeit ihre theoretische Ausbildung. Sie hatte den Wunsch, nach bestandener Theorieprüfung mit der praktischen Ausbildung zu beginnen. Die Kursarbeitsphase und die Sommerferien bescherten Jana die eine oder andere Ausbildungspause. Dennoch konnte Jana das Ziel »Fahrerlaubnis« konsequent verfolgen. Jana hat während der Vorbereitungszeit für die praktische Fahrprüfung zusätzlich meinen Theorieunterricht besucht. Das hat mich wirklich gefreut, denn einer praktischen Tätigkeit, geht immer geistige Arbeit voraus.
Fantasie entwickeln – führt garantiert zum Erfolg
Interview mit Jana | Weg zum Führerschein
Jana, du hast dich in unserer Fahrschule angemeldet und dich für das Modell »Begleitetes Fahren« entschieden. Du warst noch Sechzehn und so konnten wir deine Ausbildung tatsächlich entspannt angehen. Ein halbes Jahr vor dem siebzehnten Lebensjahr darf die Ausbildung begonnen werden, drei Monate vorher die Theorieprüfung absolviert werden und einen Monat vor dem Mindestalter an einer praktischen Fahrprüfung teilgenommen werden. Dies sei hier noch einmal erwähnt. Du hast dich konsequent vorbereitet und die Prüfungen mit Erfolg bestanden. Super gemacht, ich bin stolz auf deine Leistungen!
Dankeschön.
Wenn zu Beginn der Ausbildung immer wieder die technischen Abläufe geübt werden müssen, dann folgt dem Prozedere natürlich auch der Prozess der Automatisierung. Folgt dann eine Pause – da reicht auch schon mal eine Woche – kann es sein, dass das Wissen scheinbar im Nirwana landet. Erinnerst du dich an solche Momente?
Ja, ich kannte die Abläufe in und auswendig, konnte diese aber anfangs nicht immer umsetzen und das wurde mir immer bewusst, wenn ich mich bereits in der kritischen Situation befand.
Also, wenn es bereits zu spät war.
Ja, genau und du musstest mir dann helfen.
Es ist inzwischen bewiesen, dass Fahranfänger – also die meisten Fahrschüler, anfänglich weitestgehend mit dem rationalen Gehirnteil arbeiten müssen, um die komplexen Abläufe im anfangs aufregenden Straßenverkehr leisten zu können. Ich erwähne das immer wieder gerne, denn oft sind Schüler sichtlich erstaunt über die Aussagen routinierter Autofahrer: »Das geht alles automatisch!« Irgendwann während der Ausbildung erfolgt ein Übergang. Die Phase mit der Möglichkeit endlich auch mal die rechte Gehirnhälfte einsetzen zu können. Der Fahrschüler arbeitet dann im wahrsten Sinne des Wortes kreativ.
Ja, ich bemerkte irgendwann, dass ich gewisse Szenen im Straßenverkehr schon erlebt habe und verinnerlicht hatte. Die große Erkenntnis, dass ich trotz erforderlichen technischen Abläufen und vielen Verkehrsregeln flexibel sein kann und variabel agieren muss.
Man könnte auch sagen §1 Straßenverkehrsordnung findet mit der Möglichkeit kreativ zu arbeiten, absolute Berechtigung.
Dieser Paragraf räumt Autofahrern eine Menge Möglichkeiten ein, als Fahrschülerin konnte ich das nicht immer gleich erkennen.
Ja, Fantasie entwickeln, der Straßenverkehr ist ja nichts Statisches und die Situationen sind veränderlich und das, obwohl die gültigen Verkehrsregeln eine absolute Konstante bilden.
Als Fahrschülerin wünscht du dir da schon mal die ein oder andere rote Ampel während der Fahrstunde.
Pausen! Dass du begonnen hast automatisiert zu fahren, bemerkte ich unter anderem daran, dass wir anfingen, in den Dialog zu gehen. Wir hatten richtig tolle Gespräche während der Fahrausbildung.
Wir haben Geschäftsideen während der Ausbildung entwickelt und festgestellt, dass wir beide Kreativität über alles schätzen. Ab und zu schaffte ich dann die Übergänge beim Fahren nicht, ich musste mich dann wieder konzentrieren.
Wichtig, dass bei komplexen Abläufen, zum Beispiel beim Linksabbiegen, der Fokus direkt auf Abbiegevorgang gerichtet werden muss. Das ist dann auch nicht unhöflich.
Ja, ich merkte mitunter, dass beides – also Reden und Abbiegen – nicht möglich ist.
Wenn sich Verkehrssituationen zuspitzen, die Situation komplex wird, dann merke ich, dass ich leiser rede oder das Gespräch unterbreche, meine Fahrgeschwindigkeit ermäßige und den Abstand zum Vordermann vergrößere.
»Wer anhält, kann nichts kaputt fahren« hast du immer gesagt.
Ja, diesen Spruch habe ich schon von meinem Fahrlehrer gehört! Übrigens, auch ich habe schon zu meiner Ausbildungszeit Musik gehört. Vielleicht nicht ganz so laut und mitgesungen habe ich auch nicht. Es gibt für mich nichts Schöneres. Jana, erinnerst du dich noch an meinen Lieblingssong während deiner Ausbildungszeit?
»I Dare You.«
Oh ja: »Singing oh-oh-oh, go on, I dare you. Oh-oh-oh, I dare you.« von The xx und wir haben gemeinsam mit Tamara gesungen.
Meinen Vorschlag zu diesem Thema kennst du ja.
Ja 😉 also ein weiteres Merkmal, dass technische Abläufe schon automatisiert ablaufen, lohnt es sich aber für jeden Fahrer, diese hin und wieder auf Richtigkeit zu überprüfen. Während der Ausbildungszeit bescherte dir das hin und wieder Korrekturen meinerseits mit dem Hinweis: Bitte die technischen Abläufe auswendig lernen oder aufschreiben, denn nur, wenn du mir erzählen kannst wie es geht, dann kannst du auch praktisch richtig umsetzen.
Für mich war die Teilnahme am Theorieunterricht kurz vor meiner praktischen Prüfung entscheidend, denn ich konnte in Ruhe erzählen, wie etwas ablaufen sollte.
Die verbale Korrektur meinerseits läuft auch entspannter ab, weil sich die Situation nicht ständig verändert. Die Botschaft lautet: Die besten Autofahrer arbeiten mit dem linken und dem rechten Gehirnteil – also immer mal wieder theoretisch mit dem Gelernten beschäftigen und Ja: Übung macht den Meister.
Natürlich! Und Wissen ist Macht.
Besonders gut hat mir während der Ausbildung gefallen, dass du immer wieder nachgefragt hast. Du hattest zum Beispiel Respekt vor schnellem Fahren und wir haben es geübt. Du wolltest unbedingt eine Situation im Straßenverkehr in Verbindung mit Blaulicht?
Vor allem konnte ich mir nicht vorstellen, ob ich das Richtige mache, wenn ein Einsatzfahrzeug plötzlich auftaucht. Ich wusste, dass ich »freie Bahn« schaffen muss.
Naja, dann kam uns mal ein Einsatzfahrzeug entgegen – falsche Fahrbahnseite – wir haben noch einmal über die möglichen Verhaltensweisen gesprochen und dass es sein könnte, dass du so eine Situation erst nach bestandener Fahrprüfung erleben wirst.
Du hast gesagt, dass ich mir keine Gedanken machen soll und die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass ich das bei der Prüfungsfahrt erleben werde.
Und wenn, dann wirst du damit umgehen können. Mach dir also keine Sorgen – so oder so ähnlich lautete mein Credo.
Ja, dann musste ich mir also noch vornehmen, dass ich auf der Autobahn immer schön zügig fahre. Inzwischen konnte ich mir allerdings vorstellen, alleine ein Auto im Straßenverkehr zu steuern.
Eines der wichtigsten Wahrnehmungen, um entspannt in eine Fahrprüfung zu gehen: Ich kann es mir vorstellen. Tja, dann ging sie los, deine Fahrprüfung. Nach einer super Abfahrtskontrolle, ab in den Straßenverkehr. Welche Erinnerungen hast Du an die Prüfungsfahrt?
BLAULICHT und Tatütata!
Ich erinnere mich, dass plötzlich nach einem Abbiegevorgang in Heidesheim und in Richtung Autobahn Mainz etwas blau Blinkendes in meinem Rückspiegel auftauchte und ich dachte: Liebe Polizei, bitteschön wo anders langfahren! Nachdem wir rechts abgebogen sind und der letzte Geisterfahrermoment* immer näher rückte, tauchte er wieder auf – dieser Polizeiwagen. Jetzt könnte es spannend werden, dachte ich und lachte gleichzeitig laut los.
*)Geisterfahrermoment: Gemeint ist die Stelle auf dem Weg zur Autobahn, an der nur noch rechts eingefahren werden darf!
Ich erinnere mich, dass du dem Prüfer sagtest, dass du ihm später erklärst, warum du lachen musst.
Dann hast du Gas gegeben und ich dachte: Das ist heute das erste Mal, dass sie zeigt, wie das so abläuft geschwindigkeitstechnisch auf einem Einfädelungsstreifen in Richtung Autobahn. Und ich musste fast wieder lachen. Die vorangegangene Kurve bist du allerdings mit einer Geschwindigkeit nah der physikalischen Grenze gefahren, wenn man es im Kontext mit anderen Fahrzeugen vergleicht. Parallel zu deiner Fahrweise dachte ich, die Polizei kann hier auch nicht schneller fahren und anhalten ist keine Option. Ähnliche Gedanken muss der Prüfer auch gehabt haben, denn er bemerkte hinterher, dass du dich zu deinem anfänglich etwas zögerlichem Verhalten im Straßenverkehr, bei aller Rücksicht und Vorausschau, NICHT von der Polizei jagen lassen sollst – blaues Blinklicht hin oder her. Lieber mit dem Gedanken »an einer geeigneten Stelle anhalten« spielen. Aber soll ich dir was sagen? Ich hätte es genauso wie du gemacht!
Das ist auch entscheidend für mich, da du eine erfahrene Autofahrerin bist. Anhalten war keine Option für diese Situation in der Kurve, da keine nachfolgenden Autos mit mir gerechnet hätten.
Dank dir bin ich ein absoluter Fan von deiner Lieblingssängerin Jess Glynne und ja: »I cry when I laught! « Nie werde ich vergessen, wie wir Richtung Universität fahrend und im Stau steckend: »Take Me Home« und »Don’t Be So Hard On Yourself« gehört und mitgesungen haben.
Ich auch nicht und dafür möchte ich dir noch mal danken. Wo sonst gibt es eine »singende Fahrschule«?
Jana, es gab so viele kreative und interessante Momente während Deiner Ausbildung. Wahrscheinlich hilft es vielen Fahrschülern, in gewisser Weise beim Fahren einfach kreativ zu agieren, um gelassen diesen ganzen »Wahnsinn«, diese rationalen Abläufe, die vielen Regeln und das Miteinander – in einem mitunter auch unsportlichen Team – im öffentlichen Straßenverkehr zu schaffen. Ich danke dir!
Interview: Fahrlehrerin Claudia Klame | 26. Oktober 2017.