Wir möchten uns bedanken!

Wir finden es toll, dass unsere Fahrschüler auch nach der Ausbildung uns noch die Treue halten und uns daran teilhaben lassen, wie es bei ihnen weiter gegangen ist. Vielen Dank für die tollen Geschichten.

Egal ob alt, neu, verbeult oder verrostet – einfach eine Geschichte zum ersten Pkw schreiben, an uns schicken und wir veröffentlichen das hier sehr gerne.

Der Schatz aus dem Osten

Simson S51 B2-4, Baujahr 1986

von Nils Menke

Hier seht Ihr mich auf meinem ersten eigenen Fahrzeug, einer Simson S51 B2-4, Baujahr 1986 aus dem IFA-Kombinat VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk Ernst Thälmann Suhl. Wie Ihr seht, also ein Fahrzeug aus der ehemaligen DDR. Ausgerüstet ist die S51 mit einem 50cm³-Zweitaktmotor mit 3,7 PS und immerhin ganzen 5 Nm. Das reicht dann für eine Höchstgeschwindigkeit von 60km/h in der Ebene die aber auch im Soziusbetrieb noch erreicht wird. Bergab geht dann auch mehr, selbst habe ich schon rund 85km/h geschafft..

Wie ich zu dem Fahrzeug gekommen bin? Nun ja, irgendwie bin ich mal auf die Marke Simson gestoßen und habe herausgefunden, dass diese Fahrzeuge trotz ihrer Höchstgeschwindigkeit von 60km/h mit dem Führerschein Klasse M (war vor 2013) gefahren werden dürfen. Und den hatte ich ja bald, denn ich wollte ja den Autoführerschein mit 17 machen! Grund dafür ist der Einigungsvertrag, wie ich finde eine sehr sinnvolle Regelung, wer schon mal mit 45km/h in der Stadt unterwegs war, weiß, was ich meine. »Gefunden« habe ich die Simson dann, als ich bei einem Freund in Laubenheim zu Besuch war. Da stand sie, einsam und verlassen unter einer schäbigen Plane. Ein paar Tage später habe ich dann mal einen Zettel rangehängt und bin in der Fahrstunde mit der Claudia vorbeigefahren (die von der Idee eines Simsonkaufs übrigens schwer begeistert war!). Und so kam es dann, dass ich nach einer Besichtigung meine Simme am 26.03.11 für einen Preis von 300€ nach Hause schieben durfte. Ganz schön anstrengend von Laubenheim nach Bretzenheim!

Natürlich war einiges zu machen, z.B. war der Tank durch die Standzeit durchrostet. Aber kein Problem, gibt ja noch alle Ersatzteile aus neuer Produktion. Deswegen ist die Simme jetzt auch billard- statt saftgrün. Nachdem ich mir beim Ölwechseln die Ablassschraube gekillt habe, durfte ich auch direkt mal in die Motorinnereien schauen …

Irgendwann war es dann soweit, die erste Fahrt! Kennzeichen geholt und mich direkt in den Mainzer Feierabendverkehr gestürzt. Das erste Mal auf einem Motorrad (natürlich mit Fußschaltung und Kupplung)! Die Maschine lief mehr schlecht als recht, hielt kaum Standgas, verschluckte sich beim Gasgeben und war kaum anzukicken. Ich war ja noch jung und unerfahren. Die erste »längere« Fahrt ging dann nach Rüsselsheim zu einem Simsonhändler. Ein Desaster! Unterwegs mehrmals den Vergaser zerlegt, aber keine Probleme gefunden. Der Händler hat mir erst mal einen neuen Chokegummi verkauft, damit waren zumindest die Startprobleme gelöst. Bis zurück in den ESV nach Bischofsheim habe ich es noch geschafft. Also Vergaser ausgebaut, mit nach Hause genommen und am nächsten Tag wieder hingefahren und eingebaut. Bis zum Schloßgymnasium habe ich es diesmal geschafft, davon ca. die Hälfte geschoben. Dann habe ich auch endlich mal die Fehler gefunden: im Schwimmer war Benzin, die Leerlaufdüse war zu und das Schwimmerventil federte nicht mehr. Alles neu eingebaut und siehe da – das Mopped sprang zuverlässig auf den ersten oder zweiten Tritt an und lief wie eine Eins. Nun war ich glücklich und gewann langsam wieder Vertrauen in das Fahrzeug. Erst auf Kurzstrecken in Mainz und Umgebung, dann auf einer ersten längeren Fahrt nach Balduinstein an die Lahn. Habe mich zwar dauernd verfahren, aber das kann man ja nicht dem Fahrzeug anlasten. Ansonsten lief sie einwandfrei!

Alles war nun bereit für die große Tour: im Sommer 220 km ins Sauerland zu meinen Großeltern. Das habe ich dann auch gemacht, in einer Woche rund 600 km gefahren und kein einziges Problem gehabt! Bis auf die schlechte Nachbausitzbank ist so ein Maschinchen vollends langstreckentauglich. Es folgten Fahrten nach Heidelberg zu anderen Simsonfreunden und mehrer Fahrten nach Balduinstein zu unserem Verein (wir haben ein altes Stellwerk gepachtet). In der ganzen Zeit musste ich dank Elektronikzündung nichts am Fahrzeug machen. Klar, es wurden immer mal wieder neue Teile bestellt, wie schwarze Schutzbleche oder eine Sitzbank.

Irgendwann kam dann der Entschluss: Diesen Winter wird durchgefahren! Also habe ich mir schöne teure Winterreifen bestellt. Gleichzeitig habe ich mir einen zweiten Motor gekauft, allerdings nur mit 3 statt 4 Gängen. Diesen habe ich dann mit neuen Lagern und Dichtungen versehen, um schon mal für die Regeneration meines »Stammmotors« zu üben. Faszinierend einfach, dieses Triebwerk, man kann alles mit normalem Werkzeug in der Küche (Mütter wegschauen!) machen. Kurze Zeit häuften sich dann Probleme im kalten Zustand des Fahrzeugs, der Motor bekam Zündaussetzer und war nur noch mit Vollgas am Leben zu halten. Aber auch dieses Problem konnte durch eine neue (DDR-) Zündspule beseitigt werden. Über den Winter bin ich dann auch gefahren, unter anderem am 4. Advent nach Balduinstein, den großen Teil der Strecke in dichtem Schneetreiben oder an Heiligabend auf den Feldberg zum Motorradtreffen.

Nun stand aber wirklich mal eine Überholung meines Motors an, er hatte kaum noch Kraft und die Laufgeräusche wurden immer lauter. Also 4-Gänger raus und 3-Gänger rein. Bei der Simme eine Sache von rund einer Stunde. Nun habe ich auch noch einen komplett neuen Kabelbaum eingezogen (immerhin rund 30m Leitung!) und dabei direkt auf Halogenlicht (12V) und einen elektronischen Blinkgeber umgerüstet. Somit kann ich gelassen ins neue Jahr schauen, geplant sind Mitte April eine Tour in den Harz und natürlich über Christi Himmelfahrt zum großen Simsontreffen nach Suhl in die Heimat des Fahrzeugs.

Ich kann allen, die Spaß am Schrauben und einfacher robuster Technik haben, nur eine Simson ans Herz legen. Ich habe mir nun auch noch eine MZ gekauft also noch eine Zonenfeile. Aber das ist eine andere Geschichte …

Simson S51 – DAS deutsche Mokick! (mit rund 1 Million produzierten Fahrzeugen).

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