Wir möchten uns bedanken!

Wir finden es toll, dass unsere Fahrschüler auch nach der Ausbildung uns noch die Treue halten und uns daran teilhaben lassen, wie es bei ihnen weiter gegangen ist. Vielen Dank für die tollen Geschichten.

Egal ob alt, neu, verbeult oder verrostet – einfach eine Geschichte zum ersten Pkw schreiben, an uns schicken und wir veröffentlichen das hier sehr gerne.

Klein kann jeder

Niederflurbus/Typ Daimler Benz Citaro C2, Baujahr 2013

von Günter Menke

Mein erstes Fahrzeug war ein Käfer 1303 mit höherem Öl- als Benzinverbrauch und einer erst nach vierzig Kilometern Fahrtstrecke funktionierenden Heizung. Und es war 1975 und die Klames kannte ich noch gar nicht und mein Wunsch, gaaaaaaanz große Fahrzeuge zu fahren, war halt nur ein Traum und … und …

Aber was will ich eigentlich erzählen? Nun, mittlerweile – in den Fünfzigern angekommen und viel älter als die Fahrlehrer – plagt die Midlifecrisis. Andere Männer fliehen aus dem Beruf oder suchen sich eine andere Partnerin oder brauchen den Psychologen. Wilfried sagte nur: »Das schaffen wir ohne Ärzte in drei Monaten« und er sollte Recht behalten. Denn ich hatte im Urlaub ganz weit im sonnigen Süden eine Idee. Ich gebe zu, es war viel Sonnen- und Weineinwirkung im Spiel, aber die Entscheidung stand fest: Es muss noch etwas ganz Besonderes (Verrücktes?) in meinem Leben passieren. Gab es nicht mal einen Traum?

Ja! Und so setzte ich mich zwischen die jungen Pkw- und Motorradanwärter, machte gemeinsam mit meinem Sohn (völlig überrascht: »Papa, hast du zu viel Punkte und musst die MPU – Medizinisch-Psychologische Untersuchung – machen?«) die Theorie und durfte dann bald mit Ralf auf den Reisebus …).

Ein Traum wurde wahr. Nach der anschließenden IHK-Prüfung und der Vertragsunter­zeichnung bei einem Mainzer Busunternehmen lernte ich in meiner Heimat Ecken und Kanten aus einer ganz besonderen Perspektive kennen. Bisher war ich dort nur als Fußgänger, Radfahrer oder gar nicht gewesen! Denn wer kommt schon mal in die hintersten Ecken von Gustavsburg und weiß, wo man mit knapp 150 Kubikmetern umbautem Fahrgastraum lang fahren und wenden kann, wenn die Hauptstraße gesperrt ist?

In neun Monaten entwickelt sich neues Leben – und ich durfte auf den Tag genau neun Monate nach der ärztlichen Eingangsuntersuchung beim TÜV zum ersten Mal eigenständig mit einem »etwas längeren Fahrzeug« in Mainz unterwegs sein. Ein irgendwie völlig irres Gefühl, wohl wissend, welche Verantwortung auf einem lastet. Ich habe eine ganz neue Art der angenehmen Anspannung vor den Einsätzen, eine besondere Konzentrations-Art während der Fahrt und eine tolle Entspannung – gepaart mit einer gewissen Zufriedenheit – nach den Diensten kennengelernt. Und ich habe zum ersten Mal im Leben – im Rahmen einer Sonderfahrt – Trinkgeld bekommen … und mich gefreut wie ein kleines Kind …

Ein Bus – mein erstes Fahrzeug war es nun wirklich nicht und er gehört mir auch nicht – aber in Mainz warten über einhundertdreißig Busse darauf, dass ich auf immer wieder einem anderen einen Kindheitstraum im Alter jenseits der Fünfzig verwirkliche. Und das ist wirklich besser als der Gang zum Psychologen!

Das Bild entstand übrigens – zu Ehren der Klames – in deren Wohnort.

Wo willst du hin?